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1. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 50

1895 - Straßburg : Heitz
50 B. Bergbau. Die wichtigsten Bergwerke sind die Eisen-, Stein- kohlen-, Bergöl-, Gips- und Steingruben. Gold findet man nur im Rhein, in Gestalt von Flitterchen, die selten die Größe eines Hirsekornes haben. Die sogenannten „Goldgründe" oder Vertiefungen, in welche sich das Gold mit Kies und Sand absetzt, be- finden sich vorzugsweise zwischen Selz und Fort-Louis. Früher wutde iu Markirch und St. Avold auf .Silber und Blei gebaut. Die Gruben liegen aber längst verschüttet oder unter Wasser. Kupfer findet man im St. Ämarin- und im Münsterthale. Wenn das Land nur wenig Gold und Silber er- zeugt, so ist es desto reichhaltiger an Eisen. Im Ober-Elsaß findet es sich bei Winkel und Lüxdors, im Kanton Pfirt; im Masmünsterthal; bei Bitschweiler im St. Amarinthal; in den Thälern von Sulz, Gebweiler und Münster. Im Unter-Elsaß in mehr als 20 Gemeinden der Kantone Hochselden, Buchsweiler, Hagenau, Sulz, Wörth und Niederbronn. In Lothringen zu Aumetz, Hayingen, Moyeuvre, bei Dudenhofen und zu Hargarten im Kanton Busendorf. Die wichtigsten Kohlengruben befinden sich in Lothringen, namentlich zu Forbach und St. Avold. Im Elsaß sind an verschiedenen Orten, namentlich bei St. Pilt, kleinere Kohlenlager abgegraben worden. Salz liesern im Ueberflnß die reichen Salinen von Vic, Dieuze, Moyenvic und Saaralben in Lothringen.

2. Theil 4 - S. 287

1880 - Stuttgart : Heitz
Goldminen in Californien und Australien. 287 Diesen ungeheuern Aufschwung hat die Auswanderung hauptsächlich seit der Entdeckung der Goldminen in Calisornieu genommen. Die erste Entdeckung erfolgte 1848 auf den Ländereien eines Capitäu Sutter. James W. Marshall, welcher am Amerikan Fork, einem Nebenflüsse des Sacramento, für den Capitän Sutter eine Sägemühle erbauen sollte, fand beim Graben eines Mühlkanals die ersten Stücke Gold. Bald wurde solches auch an andern Orten gefunden *) und die Nachricht verbreitete sich mit Blitzesschnelle durch das Land. Die Bevölkerung Californiens war plötzlich ganz umgewandelt —: Soldaten, Doctoren, Geistliche, Landbauer, Handwerker, Kaufleute, Advokaten, Matrosen — alle eilten nach dem Goldlande, jeder suchte dem andern zuvorzukommen und in möglichst kurzer Zeit viel Gold zu graben. Ganze Districte wurden fast von aller männlichen Bevölkerung verlassen, die reichen Ernten verdarben oder wurden vom Vieh abgeweidet; denn niemand hatte Zeit, sich um sie zu bekümmern. Bald verbreitete sich die Kunde von den gefundenen Schätzen in alle Welt, und hatte die Wirkung, daß die Abenteurer aller Nationen und aller Welttheile dort zusammenströmten, in der Hoffnung, mit wenig Mühe Tonnen Goldes zu gewinnen. Die Einwanderer kamen in solchen Strömen herbei, daß die Bevölkerung Californiens, welche im I. 1848 kaum 20,000 Seelen betrug, sich im Anfang des Jahres 1850 schon auf 100,000 Menschen belief, und auch diese Zahl binnen ein paar Jahren verdoppelt sah. Indeß wurden die ausschweifenden Hoffnungen der Goldsucher bei weitem nicht erfüllt; mindestens erwies sich die vermeinte Leichtigkeit des Erwerbs bald genug als eine Chimäre. Allerdings ist die jährliche Goldausbeute ungeheuer, so daß man, zumal auch in Australien fast noch ergiebigere Goldlager entdeckt wurdet,**) eine Zeit lang fürchtete, *) Die Goldregion umfaßt das Thal Sacramento und die in dasselbe mündenden Nebenthäler, sowie den untern Theil des San Joaquim-Flußthales. Nach amtlichen Berichten ist das Goldland 160 Meilen lang und 20 Meilen Breit. Das Gold fand sich theils als Staub, theils in pfundschweren Klumpen; ja es sollen sogar L-tücke von 15—24 Pfund gefunden worden sein; je weiter man zur Sierra Nevada vordrang, um so mehr nahm der Goldreichthum zu. **) Die erste Entdeckung geschah im Sidney - District im Mai 1851, wo namentlich ein Goldklumpen, der aus dem Boden an der Spitze eines Quarzselsens hervorragte und 106 Pfund wog, gefunden ward. Im August desselben Jahres wurde auch Gold in Victoria gefunden. _ Das Gold wird hier wie in Californien gewaschen. Die Art und Weise ist folgende: ein Mann füllt den Trichter oder viereckigen Kasten oben, welcher

3. Theil 4 - S. 288

1880 - Stuttgart : Heitz
288 Neueste Geschichte. 3. Periode. der Werth des Goldes müsse sinken und in Folge dessen werde eine Veränderung aller Werthverhältnisse eintreten, wie sie die Entdeckung Amerikas herbeiführte; aber das Graben der goldhaltigen Erde und das Auswaschen des Goldsandes erfordert unsägliche Anstrengungen, welchen nur eine robuste Natur widerstehen kann, und die Theuerung aller Lebensbedürfnisse ist so groß, daß der Goldgräber, wenn er nicht besonders vom Glück begünstigt wird, doch nur einen verhältnismäßig kleinen Gewinn macht. Daß nun unter einer Bevölkerung, welche die Goldgier aus den entferntesten Welttheilen hierher trieb und welche zum großen Theil aus dem Abschaum der Menschheit zusammengesetzt ist, Laster aller Art im Schwange sind und Raub und Mord zu den alltäglichen Erscheinungen gehören, ist eben kein Wunder. Gleichwohl hätte Calisornien, welches Mexico, als eine ihm wenig Nutzen bringende Provinz, in dem Vertrage vom 16. März ungefähr vier Zoll tief ist und einen ganz durchlöcherten Boden von Eisenblech hat, oder aus kreuzweis gelegtem Reifeisen gemacht ist, mit Waschmaterial. Ist letzteres trocken, so ist es vorher in einer Röhre mit Wasser, Puddlingsröhre genannt, gut bearbeitet worden, um die Erde vom Golde zu lösen und den Stoff dazu geschickt zu machen, daß er leicht durch die Wiege geht. Wenn der Trichter gefüllt ist, so schüttelt ihn der Mann an der Wiege sanft, indem er zugleich mit einem Stock die Erde im Trichter umherstößt, während ein Anderer Wasser darauf gießt mit einem Zinngefäß am Ende eines Stocks, der Schöpfer genannt. Ist alle Erde von den Steinen abgewaschen, so werden diese herausgeworfen, und das Verfahren wird so lange wiederholt, bis eine gewisse Quantität hindurchgegangen ist, worauf der Wiegende inne hält, den Trichter herausnimmt und den schrägen Schieber unter demselben hervorzieht. Dieser läuft nach hinten schräg zu, um Alles, was durch den Trichter geht, in jener Richtung herunter zu bringen; aber unten am Schieber steht eine Leiste, etwa einen Zoll hoch, gegen welche das Gold sich festsetzt, Mhrend der Schlamm und das Wasser in den Boden der Wiege herunterkommen und größtenteils weggewaschen werden. Es giebt indeß am Boden der Wiege noch zwei bis drei Leisten, um alle Gold-theilchen, die vielleicht an der Leiste des Schiebers vorbeigehen könnten, zurückzuhalten. Das Gold und die kleine Quantität Kies, welche gegen die Leiste des Schiebers liegt, werden jetzt mit einem sogenannten Sieb abgekratzt, einer zinnernen Schüssel, deren Boden voll Löcher ist, wie ein Durchschlag, worauf das Gold wieder durchgewaschen und von dem Kies, welcher durch den Trichter gegangen ist, geschieden wird. Dies Gold in der Schüssel bleibt dort zurück, bis eine beträchtliche Menge dieser Niederschläge hinzugekommen ist, wo sie dann durch eure eigenthümliche kreisförmige Bewegung bearbeitet und der Schlamm und Kies allmählich von dem Golde geschieden werden, welches letztere hell und rem m der Schüssel zurückbleibt. Es braucht jetzt nur noch über einer mäßigen Hitze, zu trocknen und wird dann in waschledernen Beuteln zu Markte gebracht.

4. Kleine Erdkunde für die Elementarschulen in Elsaß-Lothringen - S. 50

1876 - Straßburg : Heitz
50 Der Ebro entspringt im cantabrischen Gebirge, und ergießt sich nach einem südwestlichen Lauf in das mittelländische Meer. Produkte. — Der Bergbau, welcher früher höchst bedeutend war, und Gold und Silber lieferte, ist seit der Entdeckung Amerika's in Verfall gerathen. Außer diesen edlen Metallen enthalten die Berge Quecksilber, Kupfer, Blei, Eisen und Steinkohlen. Salz wird aus dem Meerwasser gewonnen. Das Pflanzenreich erzeugt Getreide, Südfrüchte, vortreffliche Weine (Malaga) und Korkeichen. Die Merinos-Schafe und die audalusifchen Pferde sind berühmt. Die Halbinsel zerfällt in zwei Königreiche: Spanien und Portugal. a) Spanien. 507,000 Quadrat-Kilom. 16,830,000 Einw. Spanien wird in 14 Provinzen eingetheilt: Städte. — Madrid (332,000 E.), m einer dürren Ebene von Neu-Castilien, Hauptstadt des Landes. — Toledo (19,000 E.), die alte Hauptstadt Spaniens, hat berühmte Klingenfabriken. — Valladolid (40,000 E.), mit dem Grabmale des Kolombns. — Zaragoza (Saragossa) (50,000 E>), am Ebro. — Barcelona (180,000 E.), Hafen am mittelländischen Meer. — Valencia (87,000 E.), in einer reizenden Lage, hat Seidenfabriken. — Alicante und Malaga, liefern berühmte Weine. — Granada (62,000 E.), Ruinen eines maurifchen Königspalastes. — Sevilla (82,000 E.), in einer fruchtbaren Gegend. — Cadiz (62,000 E.), Seehafen am atlantischen Ocean. Zu Spanien gehört die Inselgruppe der Balearen im mittelländischen Meere. — Mallorca, mit der Hauptstadt Palma, ist die größte derselben.

5. Kleine Erdkunde für die Elementarschulen in Elsaß-Lothringen - S. 20

1876 - Straßburg : Heitz
20 Zum schwarzen Meere: Die Donau. Quelle: Am s.-ö. Fuße des Schwarz- Waldes. Nebenflüsse: Lech, Isar, Inn rechts. Kanäle hat Deutschland, außer Elsaß-Lothringen', verhältnißmäßig wenig. Wichtig ist jedoch der Lud- wigskaual, welcher quer durch Bayern die Donau mit dem Main und dadurch mit dem Rheine verbindet. Dieser Weg wird benutzt, um aus der Nordsee in das schwarze Meer Waaren zu verschiffen. Produkte: Deutschland ist sehr reich an Minera- lien; kein Land Enropa's bringt so viel Silber und Zink hervor: Silber findet man im Harz und im Erzge- birge; in den meisten Gebirgen Blei, Kupser und Eisen; Zink, an der Eisel und in Schlesien; Zinn in Böhmen und im Erzgebirge; Steinkohlen an der Saar, an der Ruhr (Westfalen), in Sachsen und Schlesien; Salz in Lothringen, am Neckar, an der Elbe und Saale. In Nord-Deutschland tritt der Torf an die Stelle der Kohlen und des Holzes. Das Land ist auch sehr reich an Mineralquellen. Das Pflanzenreich erzeugt alle im mittleren Europa gewöhnlichen Getreide- und Obstarten; der Wein gedeiht nur am Rhein und in Süd-Deutschland. Die Viehzucht wird in manchen Gegenden mit großer Sorgfalt betrieben. Der Gewerbebetrieb ist in Deutschland sehr be- deutend; hervorragend ist die Wollen- und Leinen- Industrie und die Eisenfabrikation (Krupp'sche Stahl- werke). 1 Für Elsaß-Lothringen siehe die „kleine Geographie", in demselben Verlag.

6. Kleine Erdkunde für die Elementarschulen in Elsaß-Lothringen - S. 34

1876 - Straßburg : Heitz
34 3) Zum Kanal, La Manche : Die Seine. — Quelle: $rt der Cote-ctor. — Nebenflüsse: Stube, Marne, Oise rechts, Ionne und Eure links. Der bedeutendste Küstenflnß, der Adour, ergießt sich in den biskayischen Busen. (Für Schelde und Maas, siehe Belgien). Kanäle. — Nach England hat Frankreich die meisten Kanäle. Die bedeutendsten sind: der Kanal von Langnedoe, der den Ocean mit dem mittelländischen Meere verbindet, und die schon bei Elsaß-Lothringen erwähnten Rhein- und Marne-, Rhein- und Rhone- Verbindungen. Produkte. — Die Bergwerke liefern Eisen, Blei, Zink, Kupfer und Steinkohlen. Die Salinen sind nicht sehr zahlreich; man bedient sich daher vor- züglich des Seesalzes, welches am atlantischen Ocean und am mittelländischen Meere gewonnen wird. Die vorzüglichsten Produkte des Pflanzenreiches sind: Getreide, Obst, Wein, Oliven und der Maul- beerbaum zur Ernährung der Seidenraupen. Das Oel aus der Provence, die Seide von Lyon, die Weine aus Burgund, aus der Champagne und aus Bordeaux sind weltberühmt. Der französische Gewerbfleiß und die Industrie in Luxusartikeln leisten Vorzügliches. Frankreich wird eingetheilt in 86 Departemente (nebst dem Territorium von Belsort), welche ihre Namen von Bergen, Flüssen oder sonstigen Natur- gegenständen erhalten. Städte. — Paris (1,850,000e.), Hauptstadt, an der Seine, nach London die bevölkertste Stadt Europa's; ihre breiten Straßen und Bonlevards,

7. Kleine Erdkunde für die Elementarschulen in Elsaß-Lothringen - S. 37

1876 - Straßburg : Heitz
37 Hauptmassen: Die Westalpen, Mont-Blanc 4810 M.; die Mittel- oder Eentral-Alpen, St-Gotthard 3229 M.; Mont-Rosa 4736, M.; und die Ost- alpen. Die große Menge von gangbaren und angebauten Thälern machen die Alpen zu dem wegsamsten Hoch- gebirge der Erde: Bergpfade sür Fußgänger und Saumthiere, fahrbare Kunststraßen, ja sogar Eisen- bahnen1 führen in verschiedenen Richtungen über das Gebirge. Merkwürdig sind die Gletscher und oft schrecklich die Lawinen in den Alpen. Flüsse. — Die Gewässer der Alpen gehören größ- tentheils zum Gebiete des Rheines, der Rhone, der Donau (durch die Inn), der Etsch und des Po. Die Schweiz ist reich an Seen, wovon der Boden-See im N.-O., der Nenenburger (Neuchätel) im W., der Geuser-See im S.-W. und der Vierwaldstädter-See die bedeutendsten sind. Produkte. — An Mineralien ist die Schweiz nicht besonders reich: Eisen, Blei und Zink sind die ver- breitetsten Metalle. Auch die Salzquellen sind schwach an Gehalt. Die westliche und nordwestliche Schweiz ist fruchtbar an Getreide und Obst; in den südöstlichen Kantonen, namentlich an den Ufern des Genfer-Sees, wächst guter Wein. Die meisten Einwohner treiben Alpenwirthschast. Die Gewerbthätigkeit herrscht fast ausschließlich in den Städten. Die Hauptindustrie besteht in Uhrensabri- kation. Die Schweiz besteht aus 22 Kantonen, welche zusammen eine verbündete Republik bilden. 1 Die Gotthardsbahn und der Mont-Cenis-Tunnel, welcher Chambery (Lyon) mit Turin verbindet u. s. w.

8. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 77

1877 - Stuttgart : Heitz
77 Und Was da lebt, liegt alles unter dir. O hätte doch der Erde großes Kind Auch einen solchen Halbgott, solchen Vater, Wie seine kleine Kinder an ihm haben! — Und sieh'! dies Wunder — dieser Riese ist! Er lebt! Ein ganz Geschlecht der Riesen wohnt Bei Menschen, auf der Erde sichtbar wandelnd. Der Mensch hat seine Götter neben sich Auf Erden, die sie hold mit ihm betreten, Rein zu demselben Sonnenlichte schauen! Und daß man ihnen glaube: — i m Geschlecht Der Menschen selber wachsen sie empor! Wie aus dem Eidechsvolk der Alligator, Wie aus dem Baumgeschlecht die Riesenpalme, Wie Platinagekörn im Gold! Sie sind Schutz, Retter, Rath, Trost, Halt der Menschenkinder, Um welche sich die Knaben sammeln, welche Die Männer freudig anschaun und sie hören. Wer sind denn nun des Menschenvolkes Riesen? — — Wie Gold nicht alle Massen Goldes zwar, Doch Gold im Fingerring selbst wahres Gold ist, Wie Liebe ist des Gottes Göttlichkeit, — So sind die Liebevollen, Weisen, Guten Auch wahrhaft göttlich, Halbegötter, Götter; Und so sind sie genannt in alten Schriften. 2. Oie G n o m e. Gnomen oder Denksprüche (Sentenzen) sind ganz kurze Lehr- gedichte. Eine Weisheits- oder Klugheitslehre wird darin mit wenigen Worten ausgesprochen. Von der Art sind die Sprüche Salomo's, die Lehren Jesus Sirach's, und die in der Bergpredigt von Jesus Christus vorgetragenen Lehrsätze. Auch gehören dahin die Sprüche, welche wir in die Stammbücher unserer Freunde Zu schreiben pflegen. Du kleiner Ort, wo ich das erste Licht gesogen, Den ersten Schmerz, die erste Lust empfand, Sei immerhin unscheinbar, unbekannt, Mein Herz bleibt ewig doch vor allen dir gewogen, Fühlt überall nach dir sich heimlich hingezogen, Fühlt selbst im Paradies sich doch aus dir verbannt.

9. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 214

1877 - Stuttgart : Heitz
214 das Gefühl lebhafter wird, tritt der Gesang ein. Alle früheren Operetten sind daher komischen Inhalts. Erst in neuerer Zeit haben die Operetten einen andern Charakter angenommen, in- dem man die italienischen und französischen Opern ans deutschen Boden verpflanzte, die Recitative in Dialoge verwandelte, und nur die Arien, Duette und Chöre mit musikalischer Begleitung singen ließ. Aber dadurch hat die Operette die leichte Anmuth Verloren, die sie nach ihrer ersten Bestimmung hat, und die Arien sind kunstvoller und die ganze Ausstattung überladener und aus- geschmückter geworden. Hier eine Scene aus dem lustigen Schuster von Weiße (Kreissteuer-Einnehmer in Leipzig, gest. 1804), einer älteren Operette: I 0 bsen Zecket (ein Schuhflicker). Lene (seine Frau, setzt sich an's Spinnrad). Nickel (ein Schuhknecht, bringt ein Schurzfell voll alter Schuhe, von denen er allezeit ein Paar wieder verliert, wenn er ein Paar aufgehoben hat). Nickel. Ich glaube, die Schuhe fangen an, wie dem Meister sein Geld davon zu laufen. Jobsen. Raisonnire nicht! Ich laß es bloß zum Besten des Staats ruliren. — Mach die Werkstatt zurecht! (Jobsen und Nickel machen die Werkstatt zurecht und setzen sich an ihre Arbeit.) Lene (am Spinnrads): Wie werden die Nachbarn nicht stutzen, Wenn ich mich auf's Neue kann putzen; Sie wissen nicht, warum? Denn sie sind dumm. Und wenn sie mich fragen, So werd' ich sagen: I darum! So pflegen's die Damen zu machen; Sie weinen, um wieder zu lachen, Und wer nicht weiß: warum? Der heißt sie dumm. Doch wollt ihr sie fragen, Sie werden sagen: I darum. Jobsen (wirst Nickeln ein Paar Schuhe zu.) Da flicke du des Magisters Schuhe. Er hat am Sonntage allen Respekt vergessen, und mich nicht, wie den König der Schuhflicker, sondern wie den König der Faullenzer herunter- gemacht, und ich schreie doch in der Kirche die Orgel und den Schulmeister

10. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 215

1877 - Stuttgart : Heitz
215 mit sammt den Jungen taub. — Warte! die Schuhe gehören dem Junker Liebreich — die flicke ich. Er ist ein Landstand, und der Staat liegt mit auf ihm. Wenn er nun zerrissene Schuhe hätte, so möchte er vielleicht nicht fest stehn. Vielleicht kann er auch helfen, daß die Abgaben vom Leder auf- gehoben werden. — Die Vornehmen müssen wissen, daß sie noch unter meine Hände gehören, wenn sie gleich thun, als wenn sie einen mit Füßen treten könnten. Minister flicken am Staat; Die Richter sticken am Rath; Die Pfarrer an dem Gewissen; Die Aerzt' an Händen und Füßen. O Jobsen, was stickest denn du? Du stickest an den Ministern, An Richtern, Aerzten, Magistern — Zerriss'ne Schuh'! Aber bei meiner Treu! der Junker muß manchen Hasen- und Fuchs- balg verdient haben, ehe es mit seinen Schuhen so weit gekommen ist. Sie sehen doch so durchsichtig aus, als wenn im Türkenkriege eine Kanonenkugel durchgefahren wäre. Sie sticken, und flicken oft schlecht! Sie flicken, und flicken nicht recht, Und reißen, wo sie noch flicken, Das Gute wieder in Stücken. O Jobsen! wie stickest denn du? — Du flickest mit muthigen Händen Die Schuh' von jeglichen Stünden — Recht dichte zu. Nickel. Meister! ich wollte, Ihr könntet auch den Magen zuflicken. Mich hungert erbärmlich! Sie werden mich bald im Dorfe für Eure Laterne ansehen, so durchsichtig werde ich allmälig. Jobsen. Desto besser für dich; so bist du nicht in Gefahr, Magen- drücken zu bekommen. Wer viel ißt, schläft viel, und wer viel schläft, wird dumm, und Jobsen darf keinen dummen Schuhknecht haben. Nickel. Meister, seid Ihr klug; ich will dumm bleiben; das eine schickt sich besser für Euch als für mich. Jobsen. Nun so will ich dich wenigstens unsterblich machen. Ich will dich lehren, von nichts leben. Nickel. So bin ich wahrhaftig schon unsterblich, oder doch der Unsterb- lichkeit sehr nahe; denn ich lebe von wenig oder nichts. — Aber, Meister, ich will lieber sterblich sein und essen, denn meinem Magen ist mit der Unsterb- lichkeit nichts gedient. Jobsen. Du einfältiger Mensch! Ich will dir's monstrativisch bewei- sen. Nicht wahr? alle, die essen, müssen sterben; alle, die gestorben sind.
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